Mit einem Kind nach Umgangsverweigerung wieder in Kontakt kommen? Es gibt Voraussetzungen.

Oft sehe ich bei Eltern, die von der Umgangsverweigerung ihres Kindes betroffen sind, dass sie quasi mit angezogener Handbremse Vollgas fahren. Auf der einen Seite wünschen sie sich nichts mehr, als das “alles – die Beziehung zu und mit ihrem Kind – wieder so sein wird wie früher, auf der anderen Seite erlebe ich es sehr häufig, dass sie eigentlich nicht (mehr) glauben, dass das jemals eintreten wird.

Carolyn Steen
Carolyn Steen - Psychologische Lebensberatung, Coaching, Krisenintervention

Dies stellt eine Hürde dar, die genommen werden muss. Der Glaube (Wissen) um die Veränderbarkeit ALLER Situationen und vor allem auch in die eigene Handlungsfähigkeit ist die Grundvoraussetzung, dass man etwas verändern kann. Wenn betroffene Eltern nicht glaube (wissen), dass sie selber positiv Einfluss auf die Dynamik nehmen können, greifen sie häufig auf einen Weg zurück, der in der Regel nicht dazu beiträgt, dass sich die Situation verbessert, sondern eher der Konflikt und damit die Entfremdung noch verstärkt wird. Sie versuchen durch Gerichtsverfahren und Interventionen des Jugendamtes, von Beratungsstellen oder Familie/Freunde die gewünschte Veränderung herbeiführen zu lassen.

„Das Geheimnis des Wandels besteht darin, seine ganze Energie nicht auf den Kampf gegen das Alte, sondern auf den Aufbau des Neuen zu richten.“
Sokrates

Manchmal – in bestimmten Fällen – ist dies ein valides Mittel, um die “Tür zu Gesprächen” zu öffnen. Dann sollte dieser Weg allerdings sehr genau geplant und auf keinen Fall emotional aufgeladen gegen den anderen Elternteil gegangen werden.

Die Gefahr ist, dass der entfremdete Elternteil nicht bemerkt, dass die aus Angst geborene aber verdrängte oder unterdrückte Annahme, man habe keinen Einfluss auf die Situation und sie könne sich wenn überhaupt nur durch staatliche Autoritäten verbessern lassen, in der Regel dazu führt, dass unbewusst immer wieder Dinge gesagt oder getan werden, die dazu führen, dass genau das passiert: die Situation wird durch den entfremdeten Elternteil verschärft, nicht entschärft während Gericht, Jugendamt, Beratungsstellen… erfolglos versuchen, positiv Einfluss zu nehmen.

Der Konflikt zwischen den Eltern, der zu der Entfremdung geführt hat, eskaliert weiter und die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind, das dazwischen geraten ist, sich entspannen kann und sich wieder beiden Elternteilen öffnet, wird immer geringer.

Darum ist es so wichtig, dass sich entfremdete Eltern ihrer eigenen Angst und Hoffnungslosigkeit bewusst sind, sich ihr “stellen” und “fühlen” und doch WISSEN, dass sie selber Teil der Lösung sind und sein müssen.

Es gibt verschiedene Grund-Voraussetzungen, um etwas verändern zu können. Hier einige wenige, ohne die eine positive Veränderung aus meiner Erfahrung nicht möglich ist:

1. Ich anerkenne (akzeptiere) das, was gerade ist. Dies ist einer der schwersten Schritte, da es bedeutet, dem Schmerz der Trennung von deinem Kind zu begegnen ohne es “schön zu reden” oder jemandem “Schuld geben zu können”. Wenn man pausenlos gegen eine derzeitige Realität ankämpft verschwendet man allerdings unnötig kognitive Kapazitäten und emotionale Ressourcen mit einem Kampf “gegen Windmühlen”.

2. Ich erkennen mir selbst gegenüber meinen eigenen Anteil (nicht Schuld) an dem Entstehen der Situation an.

3. Ich bin sehr ehrlich mit mir selber und mit Unterstützern was sogenannte “gerechtfertigte Abwendung” anbelangt. Ich kann nur verändern, was ich anerkenne.

4. Ich bin gewillt, den Kampf gegen den anderen Elternteil “für mein Recht-Haben” aufzugeben. (Oft sehe ich leider entfremdete Eltern auch gegen ihr Kind kämpfen.)

5. Ich lerne mehr zu hören, als zu sprechen. Das ist eine der wichtigsten Methoden, um zu erfahren, was getan, gesagt, oder unterlassen werden sollte.

Dann, und erst dann, kann der Weg über einen SEHR GUTEN Familien-Anwalt und das Gericht als Massnahme, Veränderungen einzuleiten, ein valides und gutes Mittel sein.

 

Carolyn Steen – Psychologische Lebensberatung, Coaching, Krisenintervention, Trennungs- und Scheidungsberatung – Im Mittelpunkt des Lebens